FOMO im Business: Die Angst den Trend-Zug zu verpassen und wie es deinem Business schadet
Inara Muradowa | 12.03.2020
Fear of Missing out, kurz: FOMO, ist inzwischen nicht nur den Millennials ein Begriff und ist so aktuell wie nie zuvor. Denn die Angst etwas zu verpassen, sei es im Marketing, in der Eventplanung oder in anderen Unternehmensbereichen, plagt nicht nur junge Menschen, sondern vor allem auch die ältere Generation.
Da sich die digitale Welt im stetigen Wandel befindet, wird es immer schwieriger jedem Trend zu folgen. Gestern wurde Snapchat gehyped, heute ist es bereits durch Instagram abgelöst und morgen kommt TikTok um die Ecke. Selbst das Urgestein Facebook macht der einen oder anderen immer noch zu schaffen, denn auch diese Plattform birgt so manche Geheimnisse für diejenigen, die eben nicht mit dem Medium groß geworden sind.
In diesem Beitrag gehe ich dem Mysterium namens FOMO auf die Schliche und versuche dieses Phänomen zu entmystifizieren, um deinem (Business-) Ich mehr inneren Frieden zu schenken und letztendlich mehr Fokus auf das Wesentliche zu lenken.
Facebook gibt’s noch oder wo ist deine Zielgruppe?
So traf ich auf einer Veranstaltung eine Dame, die mir von einem für sie einschlägigen Erlebnis berichtete. Als Vertreterin des älteren Jahrgangs hat sie in Sachen Online-Marketing die sozialen Medien eher vernachlässigt. Man muss ja nicht jedem Trend hinterherlaufen, dachte sie sich.
Doch fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, als sie auf dem besagten Event hörte, dass jeder zweite Deutsche bei Facebook angemeldet ist. Als ihr ein junger Mann dann auch noch die Frage stellte, wo sich ihre Zielgruppe denn befinde, da sie sich ja so offensichtlich locker von den sozialen Meiden fernhält, da stand sie wie paralysiert und dachte: “Oh weia! Da passiert anscheinend seit Jahren etwas Großes, an dem alle Teil haben, und ich hab’s verpennt.“
FOMO Alarm.
Events, Events, Events
Die gute Dame ist sicher nicht die einzige, die hin und wieder von dem Gefühl übermannt wird, nicht up-to-date zu sein, wie man scheinbar sein müsste. Inzwischen finden so gut wie in jeder größeren Stadt Meetups, Konferenzen, Tagungen, Stammtische und, und, und statt. Zumindest war es so vor den Corona-Zeiten.
In unseren Social Feeds sehen wir unsere Freunde, Kollegen und Bekannte in immer unterschiedlichen Settings lächeln. Award hier, Gala da und jeder besucht wöchentlich irgendeine neue Konferenz. Alle machen etwas, suggerieren uns die digitalen Fenster - warum machen wir dann nichts? Werden wir abgehängt? Vergessen? Ruiniert?
Die Möglichkeiten in der analogen Welt zu netzwerken, sind genauso überlaufen wie in der digitalen. Da ist es kein Wunder, dass sich der FOMO-Virus wie ein Lauffeuer verbreitet und in uns das Gefühl weckt, wir machen nicht genug. Wir sind nicht überall, wir tanzen auf zu wenigen Hochzeiten. Dabei lehrte uns bereits die Mutti, dass Frau genau das eben nicht tun sollte.
Brich dir nicht das Bein
Gemäß meiner rebellischen Natur muss ich unweigerlich fragen: Warum eigentlich nicht? Was ist so schlimm daran, mehrere Tanzbeine zu schwingen und überall sein zu wollen? Schließlich könnten wir genau den Menschen treffen, der den einen Stein für uns ins Rollen bringt. Der das Business ankurbelt, uns ganz viele Kontakte, Traffic und Kunden beschert. Das sogenannte Vitamin B lauert doch gefühlt genau da, wo wir gerade nicht sind und macht uns wahnsinnig. Wo bleibt denn diese Mitose, wenn man sie braucht?
Ich muss nicht großartig suchen, um die Antwort auf meine Anti-Frage zu finden. Ich muss dabei nur in mich hineinhorchen: Tanzen macht zwar Spaß, bringt mich aber auch ganz schön außer Atem. Auf einer Veranstaltung vor einigen Wochen habe ich von 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends durchgehend geredet. Schlussendlich war die Stimme weg und die Lust gleich mit dazu.
Bei dem ganzen abgehetzten Dasein, das wir führen, wenn wir uns von Event zu Event schleppen oder eben von einer sozialen Plattform zur nächsten, vergessen wir uns die essenzielle Frage zu stellen: Warum machen wir das alles?
Be smart.
Na ja, vernetzen, Kunden gewinnen, Partnerschaften schließen. Klingt schwammig, ist es auch. Denn genau da schnappt die FOMO-Falle. Bei der Fülle an Möglichkeiten vergessen wir einen wichtigen Schritt bei der Zielsetzung. Die “Smartisierung“ der Ziele.
Statt also das schlecht messbare Ziel “Kundenakquise“ auf solchen Events zu verfolgen, sollten wir unseren Zielen eine Kennzahl verleihen. Dies können wir machen, indem wir die Ziele so weit wie möglich konkretisieren.
So könnte ein Ziel lauten: “5 Neukunden im Monat“. Haben wir dieses Ziel bereits bei einer Veranstaltung erreicht, können wir den Rest des Monats gemütlicher verbringen, als uns die Beine auf dem nächsten Event abzustehen.
Nach dem gleichen Prinzip kann man auch Kooperationswünsche angehen, Webinare, Whitepaper, Gastbeiträge oder natürlich auch Produktverkäufe.
Definieren und automatisiere.
Das Ziel hinter einem guten Marketingkonzept ist die Vermittlung des Gefühls: Mein Unternehmen hat seine Finger überall im Spiel und ist, schlussendlich, größer als es wahrscheinlich ist. Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, die Größe hat eine psychologische Validierung in den Köpfen unserer Kunden. Dahinter steckt das Wahrnehmungskonzept, welches Größe mit Erfolg gleichsetzt. Je größer du in den Augen deiner Kunden bist, desto mehr und besser bist du in der Lage zu leisten.
Zum Glück können wir inzwischen auf Automatisierungstools zurückgreifen, die unsere digitale Stimme lauter schreien lassen, als die der anderen. Nutze für deine Social Media-Kampagnen zum Beispiel Tools wie Later oder Hootsuite und plane im Voraus.
Definiere deine Zielgruppe und denke darüber nach, welche Motivatoren sie bei ihren Kaufentscheidungen antreiben könnten. Sind sie auf der Suche nach Abenteuer, nach mehr Kontrolle und Disziplin oder eher nach Stimulanz? Welche Werte könnten diesen Emotionssystemen unterliegen? Ist es Zuverlässigkeit, Präzision oder eher Kreativität und Flexibilität?
Entwickle daraus eine für deine Zielgruppe kreierte Content-Strategie und speise sie mit diesen Informationen. Entdeckst du dabei, dass deine Präsenz auf bestimmten Veranstaltungen unabdingbar ist, um für deine Zielgruppe eine bestimmte Bilanz zu ziehen, dann nimm dieses Event in deinen Plan auf. Streiche alles rigoros, das für deine Zielgruppe keinerlei Relevanz hat. Sei ehrlich zu dir selbst und tappe nicht in die Rumprahl-Falle, in die soziale Medien uns gerne hineinziehen wollen.
Echte Beziehungen statt 5-Minuten-Gespräche.
Bin ich auf Events präsent, versuche ich mir ganz bewusst für jedes Gespräch länger Zeit zu nehmen. Schließlich bin ich als Content-Profi an guten Storys interessiert und diese fallen für gewöhnlich nicht nach einem 5-Minuten-Gespräch.
Doch immer wieder schleust sich der eine oder andere Kandidat ein, dessen Mission genau das ist: Mit so vielen Menschen zu sprechen, wie es nur geht. Zu erkennen ist diese Spezies an dem immer wieder durch den Raum schweifenden Blick, einem sich zurecht gelegten Monolog über sein Produkt oder seinen Service und den 2-3 obligatorischen Fragen, die er seinem Gegenüber stellt, um zu erfahren, ob dieser für ihn vom Nutzen sein könnte.
Es folgt ein kurzer Händedruck und eine schnelle Verabschiedung. Adieu. Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack, denn wirklich sympathisch ist dieser Ansatz nicht und sein Ziel, Kunden oder Partner zu gewinnen damit auch nicht.
Ein viel schönerer Ansatz ist es, sich die Zeit für die Menschen zu nehmen und eine echte Beziehung aufzubauen, Gegenfragen zu stellen und sie auch so meinen. Zuhören und nicht nur interessiert wirken, sondern es tatsächlich auch sein. Letztendlich brauchen wir etwas, um Sympathie und Vertrauen zu entwickeln - Händeschütteln als Profi-Sport ist wenig bezaubernd (im Moment gar gefährlich) und schon gar nicht Kunden bindend.
JOMO statt FOMO
Statt sich auf die Angst des vermeintlichen Verpassens zu fokussieren, beobachtet man hier und da den Drang nach sogenanntem Digital Detox, Handy weglegen, ruhig nicht erreichbar sein, einfach mal abschalten. JOMO nennt sich diese Gegenbewegung und bedeutet “Joy of Missing out“. Die Freude und Erleichterung einfach mal zu sein, sein Ding zu machen, an seiner eigenen Vision zu arbeiten, ohne sich von externen Faktoren herausreißen zu lassen.
Und horchen wir in uns hinein, ist es doch genau der Trend, der sich so langsam, aber sicher durchsetzt. Weg von Supermärkten und Kaufhäusern mit viel zu viel Auswahl hin zu kleinen, lokalen Läden und Boutiquen, in denen man noch die Menschen kennt und sich gar unterhalten kann. Die Sehnsucht nach richtigen Beziehungen mit Fundement statt massenweise Kontakte. Wertvolle Gespräche statt Präsenz um jeden Preis. Und ja, der Fokus auf die eigentlichen Ziele, die uns unseren Träumen näher bringen.
Inara Muradowa ist Shopify Partner, SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.
Lass uns reden. Schreibe einen Kommentar
Kommentare werden vor der Veröffentlichung genehmigt.