Was tun, wenn die Wirtschaft zusammenbricht? Tipps, mit denen du dein Unternehmen in dieser Krise am Laufen hältst

inkl. aktuelle Fördergelder-Anträge und weitere Maßnahmen

Vor einigen Wochen waren es nur China und Italien, nun kommt auch unser gesellschaftliches Leben zum Erliegen, zumindest analog. Denn digitale Maßnahmen finden gerade ihren Aufschwung. Von Online Meetups oder Meetings über digitale Sportkurse oder ein Mittagessen via Skype bis hin zu Geisterkonzerten - das soziale und berufliche Leben hat sich in die Online-Welt verlagert.

So wundert es niemanden, dass sich gerade Onlineshopbetreiber verstärkt um ihre Online-Verkaufszahlen kümmern. Doch viele Einzelhändler haben den Sprung ins Digitale noch nicht geschafft und bangen nun um ihre Existenz.

Auch unter den E-Commerclern gibt es die eine oder andere Branche, die ihre Umsätze gerade schwinden sieht und sich den Kopf darüber zerbricht, was mit dem eigenen Business in naher Zukunft geschehen wird. Manch einer stellt bereits düstere Prognosen an und prophezeit die Irreversibilität der Verluste. 

In diesem Beitrag zeigen wir all denen, die ganz hart von der Krise betroffen sind, welche Möglichkeiten sie haben, ihre Beschäftigung zu retten.Kopf hoch und let's fight this shit!

 

Andere Verhaltensweisen in der Krise

Auch wenn der E-Commerce während der Pandemie so ziemlich die einzige Shopping-Alternative ist, so haben auch Online-Unternehmer mit den Folgen des Coronavirus zu kämpfen. Denn Lieferketten kommen zum Erliegen, die Nachfrage nach bestimmten Produkten geht gegen null und nun hat auch der Online Marktplatz-Riese Amazon seine Lieferungen eingeschränkt. 

Die Krise ändert unser Einkaufsverhalten, das merkt jeder. Flüge werden verschoben oder (hoffentlich) gar nicht erst gebucht, Mode wird hinten angestellt, denn wer braucht schöne Kleidung, wenn man sowieso nur zu Hause herumsitzt?

Die Autobranche verlängert seine Werksferien und stellt die Produktion gänzlich ein, der Elektrosektor erleidet Verluste, da viele Bestandteile ihren Ursprung in China finden, auch wenn das Land sich so langsam erholt. Aber auch die Gastronomen denken um und setzten zunehmend auf den Lieferservice als einzige Einnahmequelle. In Bochum gibt es zum Beispiel ein Portal, in dem sich lokale Restaurants, die liefern, eintragen. 

Diese Waren sind gefragter denn je

Einige erleben jedoch aktuell einen regelrechten Verkaufsboom: Waren des täglichen Bedarfs wie Nahrung, aber auch Drogerieartikel sehen ihre Umsätze vervielfachen. Die leeren Toilettenpapier- und Nudelregale sind bereits zur Genüge quer durch die Nachrichten gegangen. 

Aber auch Modedesigner denken schnell um und bieten neuerdings Atemschutzmasken in stylish an, wie wir zuletzt in der Tagesschau beobachten durften.

Sehr viel findet im Moment in den sozialen Medien statt, die Menschen versuchen sich beschäftigt zu halten. So wird gerade renoviert, was da Zeug hält, weshalb es auch in den Baumärkten nur so vor Nachfrage tummelt. 

Mit Hashtags wie #staythefuckhome oder freundlicher formuliert #wirbleibenzuhause scheint der inoffizielle Hausarrest bei vielen angekommen zu sein. In NRW gar per Anordnung mit hohen Bußstrafen bei Widersetzung. Die eigenen vier Wände werden nun zu einem Aufenthaltsort, der optimiert werden muss. So boomt auch der Home Dekor-Markt. Es wird verschönert, gestrichen, angemalt - bis der Arzt kommt. 

Ist das Zuhause hübsch genug, müssen die Hände anderweitig beschäftigt werden. So werden längst vergessene Hobbys ausgepackt. Menschen widmen sich dem Malen, Gärtnern, Basteln oder eben dem Klassiker: Lesen. 

Von düsterer Gegenwart auf in die helle Zukunft!

Deine Lieferkette kannst du indes auch nicht mehr beeinflussen und auch Produkte horten ist nicht mehr, denn die Auflagen sind inzwischen hart, die Grenzen innerhalb Europas teilweise dicht und auch Frachten aus den USA, China etc. werden nicht so schnell bei dir ankommen. 

Was tun, wenn alles still steht und das Business doch weitergehen sollte?

Hast du es mit Engpässen zu tun, die nicht an anderen Ecken ausgeglichen werden können, dann hast du hoffentlich bald die Möglichkeit Fördergelder zu beantragen. Leider ist es zum Beispiel in NRW noch nicht möglich Soforthilfe zu bekommen. Doch das wird sich bald ändern. Näheres werden wir Ende dieser Woche erfahren und selbstverständlich in diesem Beitrag aktualisieren. 

Doch es wird weiter geplant und beschlossen, und das in einer für Deutschland wahnsinnigen Geschwindigkeit. Wer Montagabend Nachrichten geschaut oder Radio gehört hat, der weiß: Der Bund hat nie dagewesene Maßnahmen beschlossen, um Unternehmer*innen vor dem Verlust der Existenzgrundlage zu bewahren. 

Die schwarze Null sagt adé, denn für Kleinunternehmen und Selbständige sollen Hilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro locker gemacht werden. Diese Hilfen sollen ziemlich schnell ausgezahlt werden, denn für viele heißt es jetzt schon Insolvenz wie die Fälle Vapiano oder Maredo zeigen. Die Ketten haben in den vergangenen Tagen ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt.  

Auch für die Eltern von Kindern unter zwölf Jahren sollen Ansprüche auf eine Kompensation in Höhe von 67 Prozent ihres Lohnausfalls bestehen, wenn sie denn wegen fehlender Kinderbetreuung nicht arbeiten können. 

Neue Bundesmaßnahmen: in der Krise kommt die Brise

Hast du ein kleines oder mittelständisches Unternehmen oder bist Freiberufler, so hast jetztdie Chance einen Zuschuss in Höhe von 9.000 Euro zu bekommen, falls du bis fünf Mitarbeiter beschäftigst, oder 15.000 Euro, wenn du bis zehn Mitarbeiter beschäftigst.

Mit erweiterten Regelungen zur Kurzarbeit sollen Unternehmen zudem Beschäftigte leichter halten können, statt sie in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Auch Vermieter werden mehr von der Solidarität löffeln müssen und ihren Mietern nicht mehr kündigen dürfen, wenn diese wegen der Corona-Krise ihren Mietzahlungen nicht hinterherkommen.

Kleiner Soli-Tipp, falls machbar: Kündigt noch nicht eure Mietverträge in kleinen Co-Working-Spaces. Denen sollen ja schließlich auch nicht alle Einnahmen auf einmal wegbrechen. Und wenn’s euch nicht besonders weh tut, kann man da auch im Sinne der Solidarität handeln. 

Dieses Vorhaben soll Existenzen retten, weshalb das Ganze im Schnellverfahren am 25.03.2020 vom Bundestag abgesegnet wurde und anschließend am 27.03.2020 vom Bundesrat. 

Was jetzt für dich konkret zu tun ist, falls du staatliche Hilfe beantragen willst, das sagt dir unsere Bochum Wirtschaftsentwicklung. 

Ländersachen - NRW drückt aufs Pedal

Auch die einzelnen Länder halten die Füße nicht still und arbeiten daran, unserer Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. So hat zum Beispiel das Land NRW einen ziemlich großen Rettungsschirm aufgespannt. Die Einzelheiten des Maßnahmenpakets stehen zwar bereits fest, doch wie der Prozess konkret in der Praxis aussieht, ob man einen Onlineantrag stellen kann, da die Hotlines aller Ämter und Hilfestellen jetzt schon überlastet sind, das wird sich auch in den kommenden Tagen klären. 

Die Hotline für den Rettungsschirm „Unternehmen-Soforthilfe NRW“ist ab sofort geschaltet. Du erreichst sie werktags zwischen 8:00 und 18:00 Uhr unter der Telefonnummer +49 208 30004-39.

Ergänzend zu den so gut wie beschlossenen Maßnahmen des Bundes, legt das Land NRW noch eine Schippe drauf und bietet Betrieben mit zehn bis 50 Mitarbeiter ebenfalls Soforthilfen, die sich auf 25.000 Euro belaufen, so Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart. 

Die Bürgschaftsbank NRW bietet in Nordrhein-Westfalen Kredite an, nämlich bis 2,5 Millionen Euro pro Unternehmen. Die Anträge werden ausschließlich online angenommen. Fragen können über das Finanzierungsportal der Bürgschaftsbanken gestellt werden. Es gibt zudem ein Upload-Portal für deine Dokumente und dringenden Schriftverkehr. Digitalisierung olé!

Das Landesbürgschaftsprogramm hält zudem ab 2,5 Millionen Euro-Kredite bereit. 

Gute Nachricht für Künstler

Die NRW Landesregierung unterstützt aktuell bereits freischaffende, professionelle Künstler*innen, die durch die Absage von Engagements in finanzielle Engpässe geraten sind, mit einer Soforthilfe in Höhe von zunächst fünf Millionen Euro. 

Dabei erhalten sie eine existenzsichernde Einmalzahlung in Höhe von bis zu 2.000 Euro. Die Soforthilfe kann mittels eines einfachen Formulars bei den zuständigen Bezirksregierungen beantragt werden und muss später nicht zurückgezahlt werden. Hier findest du weitere Informationen sowie das Antragsformular.

Danke, lieber Fiskus

Die Finanzämter in NRW können zudem krisenbetroffenen Unternehmen laufende Vorauszahlungen zur Einkommenssteuer bzw. Körperschaftssteuer herabsetzen oder gar erlassen. Steuerzahlungen, die anfallen, lassen sich stunden, Säumniszuschläge können ebenfalls erlassen werden. 

Auch Vollstreckungsmaßnahmen können zunächst eingestellt werden. Wende dich dafür an dein zuständiges Finanzamt, am besten per Antrag. Keine Sorge, der Antrag beschränkt sich auf ein stark vereinfachtes Formular, um unnötige Bürokratie in diesen Zeiten zu vermeiden.

Zwangsquarantäne wird entschädigt

Wer momentan seiner Tätigkeit, ohne krank zu sein, nicht mehr nachgehen darf, kann Entschädigungen für die Fortzahlung von Löhnen und Gehältern bei den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe beantragen. Dies gilt natürlich auch für Selbständige und Freiberufler. Der Antrag muss innerhalb von drei Monaten nach Arbeitsstopp gestellt werden. 

Stille Beteiligung bei Kleinunternehmen

Der Mikromezzaninfonds Deutschland kann stille Beteiligungen bis zu 75.000 Euro eingehen, ohne die Hausbank involvieren zu müssen. Das Angebot richtet sich vor allem an kleine Unternehmen, Ausbildungs-Unternehmen und Neugründungen sowie Gründungen aus der Arbeitslosigkeit. Fülle dafür einfach dieses Antragsformular aus.

Soforthilfe in der Digitalisierung finden

Für den Einzelhandel oder andere Selbständige, die gerne langfristig planen und die Digitalisierung ihres Unternehmens schon länger im Kopf haben, aber die Zeit stets fehlte: werdet jetzt aktiv. Im Beitrag Digitalisierung gegen COVID-19 erklären wir, was du sofort tun kannst, um dein Unternehmen zu digitalisieren. 

Wie die vielen und schnellen Maßnahmen zeigen, werden wir die Krise nur überstehen, wenn wir solidarisch bleiben, nicht vergessen auch mal Danke zu sagen und hin und wieder etwas Nettes tun, auch wenn niemand danach gefragt hat. Mit einer guten Portion Optimismus bleiben wir in der Notlage schön innovativ, auch in den eigenen vier Wänden.