Homeoffice in Zeiten von Corona – Der Kampf gegen den Schweinehund
Inara Muradowa | 08.04.2020
So bleibst du produktiv und trotzdem gesellig
Corona ist hartnäckig und wir zählen Woche vier im Homeoffice. Was haben wir gelernt? Es leiden die Produktivität, der Tagesrhythmus, die Action und die Physis. Es gewinnt die Langeweile. Manche wohnen in ihrem Bademantel, kommen einfach nicht zum Abschluss und fühlen sich zurückversetzt in die Uni-Zeiten. Wisst ihr noch? Ganz viel Prokrastination, ganz wenig effektives Arbeiten. Und was bleibt, ist die nervenzehrende Frustration über die eigene Leistung, womöglich eine unzufriedene Chefin und täglich grüßt das Murmeltier.
Der Schweinehund ist in den eigenen vier Wänden, ohne den äußeren Zwang, natürlich am größten und stärksten. Doch es gibt effektive Praktiken und das nicht nur, um ihn zu bekämpfen, denn alles, was nach Kampf klingt, ist erstmal anstrengend. Nein. Der Schweinehund soll im Idealfall gar nicht erst in Versuchung kommen, sich einzunisten. Und dafür brauchst du keinen starken Willen.
Nach jahrelanger Erfahrung im Homeoffice – vor Corona – habe ich tatsächlich das eine oder andere dabei gelernt. Aktuell arbeite ich produktiver denn je. Wie das geht, zeige ich dir im folgenden Beitrag.
Wohlgemerkt: Das Ganze funktioniert natürlich nicht genau so, wenn du Kinder zu Hause hast, die du täglich versorgen, bespaßen oder gar unterrichten musst. Aber es gibt dir vielleicht an der einen oder anderen Stelle dennoch eine Inspiration.
Working vibes: Das richtige Arbeitsumfeld schaffen
Während du dich in der ersten Woche noch dafür gefeiert hast, im Pyjama vor dem Rechner zu arbeiten, wird es in Woche vier doch ein wenig alt. Da das Auge nun mal mitisst und dein Anblick im Spiegel nicht gerade nach Arbeit schreit, warum sollte dann gute Arbeit herauskommen?
Inzwischen wirkt das Büro in deinen Erinnerungen wie das Paradies, die Kaffeemaschine im Hintergrund wie blankes Meeresrauschen und die hereinkommenden Kollegen wie die tanzenden Möwen im Winde über der See. Stattdessen bist nur du da und vielleicht die Krümel vom Frühstücksbrötchen in deinem Haar (Reim unbeabsichtigt).
Wie mit allem, was man so zum ersten Mal angeht, brauchst du zunächst das richtige Mindset und das beginnt mit einer adäquaten Arbeitsatmosphäre. Es ist Zeit, aus dem Bett herauszukommen, denn im Bett fühlt sich der Schweinehund am wohlsten.
Tipp 1: Frühe Morgenmeetings
Um nicht ständig mit dir selbst zu kämpfen, überlasse die Qual den anderen. Lege dir ein Teammeeting auf 9 Uhr morgens, und das jeden Tag. Sprich dich täglich kurz mit deinem Team ab, wie du das analog in deinem Büro machen würdest. Lass die Kamera bewusst an. Das gibt dir einen Grund, dich morgens fertig zu machen (auch wenn du deine Jogginghose oder Leggins anbehalten kannst).
Es reichen bereits 15 Minuten, um dich auf den neuesten Stand zu bringen, einen gemeinsamen Kaffee zu genießen und die Tagesplanung durchzusprechen. Was du dabei gewinnst: Du bist aufgestanden, sitzt an einem Tisch, hast dich – zumindest obenrum – frisch gemacht und dich in deinen Arbeitstag reingedacht. Bravo!
Tipp 2: Bürofeeling kreieren
Suche dir für deinen Arbeitsplatz einen hellen Ort, der dich nicht dazu verleitet, einzuschlafen oder gar nicht erst aufzuwachen. Umgib dich mit Pflanzen für den Frischeeffekt und reibe dir ätherisches Pfefferminzöl zwischen die Augen oder unter die Nase. Das gibt dir den nötigen Konzentrationskick, wenn der Kaffee es nicht mehr tut.
Richte dir deinen Arbeitsplatz so ein, wie du ihn eigentlich im Büro hättest. Ordne deinen Schreibtisch. Sortiere Papiere, Notizen, finde für deine Stifte einen Platz. Zum Beispiel in leeren Marmeladengläsern. Besorge dir gute Kopfhörer, um dich vom möglichen Lärm oder potenzieller Ablenkung abzuschotten.
Arbeitest du an einem privaten Computer, dann räume schleunigst deinen Desktop auf. Packe alles in den Papierkorb, was du nicht zwingend für die Arbeit brauchst. Für alles weitere richtest du dir einen privaten Ordner ein. Noch besser: Du erstellst für dein Arbeits-Ich ein eigenes Konto auf dem Computer. Wie das geht, das erfährst du hier:
Hol dir einen zusätzlichen Monitor aus dem Büro, falls du die Möglichkeit hast. Und denke auch über eine Monitorhalterung nach. Ist dein Schreibtischstuhl bequem genug? Werde kreativ, so macht die Einrichtung des Büros zu Hause auf einmal doch Spaß.
Der natürliche Enery-Boost: Die nötige Energie tanken
Sitzt man viel zu Hause herum, kann das ganz schön schwer sein, sich nicht ständig müde zu fühlen. Man bewegt sich automatisch weniger und nicht jeder ist ein geborener Jogger. Und es ist nun mal viel schwieriger sich zu motivieren, wenn der Körper heruntergefahren ist, und das dauerhaft.
Tipp 3: Feste Sportverabredungen zu Hause
Wie sagt man so schön: Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Für den Letzteren kannst du ganz einfach von zu Hause aus sorgen. Treibe Yoga mithilfe von Online-Kursen. Es muss nicht gleich eine ganze Stunde sein, 20 Minuten tun es auch. Setze dir dafür allerdings feste Termine und verabrede dich mit deinem Mann oder deiner Mitbewohnerin. Ja, es geht sogar mit Kindern.
Jeden Morgen um 8 Uhr trefft ihr euch im Wohnzimmer für eine Runde gemeinsames Yoga, Pilates oder auch zur Meditation. Eine erfrischende Dusche nach der Session tut den Rest und schon bist du bereit für dein Teammeeting – vollgetankt mit neuer Energie.
Aus Chaos wird Potenzial: Gib dir die Struktur
Plane deinen Tag ganz akribisch mithilfe eines Online-Kalenders. Folge diesem Kalender und lasse dich nicht von Mitbewohnern, E-Mails oder weiteren Corona-Nachrichten stören. Das klingt schwer, ist es aber eigentlich gar nicht. Betrachte deinen Kalender als eine Art Chef. Denke nicht daran, dass du deine Arbeit ja auch zu später Stunde noch erledigen kannst. Chefin sagt jetzt, also wird es auch jetzt gemacht. Der frühe Feierabend kommt auf diese Weise unverhofft.
Tipp 4: Es ist besser etwas zu tun, als gar nichts zu tun
Hast du Probleme deinen Kalender zu füllen, weil vieles doch gerade still steht? Ruhe dich nicht auf diesem Stillstand aus und verzweifle nicht daran. Recherchiere Trends und versuche sie in deine eigene Strategie einzubauen. Bist du eine Café-Besitzerin, dann könntest du vielleicht Kaffee und Kuchen zur Mittagspause ausliefern (ich würde was bestellen!).
Was wolltest du schon immer im Job machen und hattest nie wirklich Zeit dafür? Tue es jetzt. Es gibt keinen Grund, im Moment etwas aufzuschieben. Bist du gerade im Digitalisierungsmodus und musst alle Produkte für deinen neuen Onlineshop fotografieren? Ja, dann auf geht’s. Der Moment war noch nie besser dafür. Jetzt ist die Umbruchszeit, nutze sie und breche mit alten Aufschiebegewohnheiten.
Nimm an Online-Meetups teil und tausche dich mit anderen aus. Wie machen sie es? Welche Ideen gibt es, um dein Unternehmen über die Soforthilfen hinaus langfristig zu stabilisieren? Trete Gruppen in sozialen Netzwerken bei, melde dich bei meetup.com an und suche interessante digitale Veranstaltungen heraus.
Tausche dich mit anderen über deine Situation aus und du wirst schnell merken, wie viele verschiedene Wege und Aktivitäten da draußen auf dich warten. (Aber Achtung vor FOMO).
Nimm neue Kommunikationskanäle in Anspruch
Auch die Mittagspause kannst du für eine Sporteinheit nutzen oder eben um einen kurzen Spaziergang um den Block zu machen. Wie heißt es so schön? Beim Flanieren entstehen die besten Ideen. Verbiete dir deine Couch, bevor der offizielle Feierabend beginnt. Das ist noch nicht die Art von Entspannung, die du in der Mittagspause suchst.
Tipp 5: Bleib digital gesellig
Auch hier musst du die Qual der Wahl nicht bei dir behalten. Verabrede dich mit deinem Team zum virtuellen Kochen und einem gemeinsamen Online-Mittagessen. Das gibt euch Zeit, auch mal in Ruhe über Privates zu sprechen, nachzuhaken, wie die anderen mit dem Kontaktverbot klarkommen, und sich hier und da ein paar Hobbys für die Abendstunden oder für das Wochenende abzugucken.
Tipp 6: Vorkochen
Da bist du gerade im Arbeitsfluss und der Hunger nagt an dir. Du weißt, du musst noch eine Mahlzeit vorbereiten und das dauert. Nutze lieber die viele Zeit am Abend und koche etwas mehr Abendessen. So kannst du am nächsten Tag lediglich aufwärmen und verlierst dich nicht im Kochen während der Arbeit.
Oder du schaust bei Quarantando vorbei, wer in deiner Umgebung gerade einen Mittagstisch anbietet und unterstützt so auch die lokalen Läden.
Es liegt an dir: Mach auch mal Schluss
Um nicht das Gefühl zu haben, du würdest auf der Arbeit wohnen oder eben zu Hause arbeiten, auch wenn dem technisch so sei, trenne strikt deine Arbeitsumgebung von deiner privaten. Natürlich hat nicht jeder eine riesige Wohnung mit einem dedizierten Büro, damit sind eher deine häuslichen Gewohnheiten und Aktivitäten gemeint.
Lass Netflix aus, hänge die Wäsche erst in deiner Pause auf, nicht zwischendurch. Führe möglichst keine privaten Gespräche und ja, schotte deinen Arbeitsbereich ab. Besorge dir einen Raumtrenner, schließe die Tür, falls möglich, oder befestige einen Vorhang. Die Freizeit und das Zuhause beginnen erst mit einem offenen Vorhang für die Couch, Netflix, Wäsche oder einfach einem guten Buch in der Abendsonne. Um es mit den Worten von Ingo Zamperoni zu beenden: Bleibt zuversichtlich.
Inara Muradowa ist Shopify Partner, SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.
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