Helpful Content Update, Parasite SEO und der Rückgang des Traffics
Inara Muradowa | 19.12.2023
Google indexiert keine Videos mehr auf Produkt-, Kategorie- oder Blogseiten. Whaaaat??!!
So oder so ähnlich panisch lesen sich aktuell Nachrichten von Webseitenbetreibenden in den sozialen Medien. Menschen, die ihre Content-Strategie primär auf Videos fokussierten, und sie über Drittanbieter wie YouTube auf ihrer Website veröffentlichen.
In der Welt des Online-Marketings und der Suchmaschinenoptimierung gibt es keine konstante Wahrheit. Beständig ändern sich die Algorithmen von Suchmaschinen wie Google, und dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Sichtbarkeit und den Traffic von Websites haben.
Und so passiert es auch gerade: Ein kürzlich erwartetes Update zum "Helpful Content"-System von Google hat zu einer Verringerung des Traffics auf einigen Websites geführt, insbesondere solchen mit Drittanbieterinhalten, also Produkt- oder Blogseiten, auf denen etwa YouTube-Videos eingebettet wurden.
In diesem Blogbeitrag werden wir uns genauer mit dem Konzept des Parasite SEO, dem Helpful-Content-Update und den Schritten beschäftigen, die Websites und Onlineshops unternehmen sollten, um ihre SEO-Performance nicht einzubüßen.
Lesetipp: Googles Starter Guide 2024 (mit Tipps direkt von Google für bessere Sichtbarkeit)
Parasite SEO: Was ist das?
Parasite SEO ist im Online-Marketing umstritten und bezieht sich auf die Praxis, eine Website oder einen Blog zu nutzen, um von der Autorität und dem Traffic dieser Website zu profitieren. Dies geschieht in der Regel, indem man Inhalte auf der Plattform erstellt und optimiert, anstatt eine eigene Website aufzubauen.
Es gibt verschiedene Plattformen, auf denen diese Methode angewendet wird, wie Social-Media-Plattformen, Video-Sharing-Seiten und Blogging-Plattformen. Der Gedanke dahinter ist, dass die bereits etablierte Autorität und das Ranking der Plattform auf die Inhalte übertragen werden.
Was ist denn genau das Problem von Parasite SEO?
Das Umstrittene dabei ist, dass große Websites oft für Keywords ganz oben in der Google-Suche ranken, obwohl sie eigentlich keine Kernkompetenz in den entsprechenden Themengebieten aufweisen. Leider zum Nachteil für die Betreibenden kleiner und spezialisierter Websites. Trotz ihrer hochwertigen Inhalte werden sie von den großen Playern zu Unrecht übertrumpft.
Einige Online-Akteure mit dieser potenziellen Macht haben diese Situation erkannt und nutzen sie zu ihrem Vorteil aus: So vermieten große Websites beispielsweise Subdomains oder Verzeichnisse an Drittanbieter oder veröffentlichen direkt deren Inhalte. Dadurch können die Drittanbieter mit ihren Inhalten besser ranken als mit ihrer eigenen Website und die Betreibenden machen extra Cash. Win win? Nicht so für Google, dessen Mission es seit eh und je ist, die beste Qualität für die User:innen (und manchmal auch sich selbst) in den Suchergebnissen gewinnen zu lassen.
Google hatte vor einiger Zeit angekündigt, gegen diese Form des Parasite SEO vorgehen zu wollen. Bereits im Zusammenhang mit dem letzten Helpful Content Update im September 2023 wies Google darauf hin, dass Inhalte von Drittanbietern das Ranking einer Website beeinflussen können.
Allerdings sind die damit verbundenen Änderungen am Helpful Content System bisher nicht umgesetzt worden – zumindest lautDanny Sullivan alias Google Search Liaison auf Twitter. Er äußerte sich zu einem Beispiel für Parasite SEO, bei dem die Harvard University-Website zum Keyword "best VPN" den ersten Platz einnimmt. Sullivan vermutet hier eher eine gehackte Webseite als bewusstes Parasite SEO.
Er fügte hinzu, dass es bereits einige Systeme gibt, welche sich mit Parasite SEO und Third Party Content beschäftigen würden; jedoch seien entsprechende Anpassungen am Helpful Content System bisher nicht live geschaltet worden. Aber sie werden kommen.
Um die Auswirkungen dieses Updates abzufedern, sollten Webseitenbetreibende nun ihre Strategien für Suchmaschinenoptimierung (SEO) neu ausrichten. Dabei sollten sie sich vermehrt darauf konzentrieren, qualitativ hochwertigen Content selbst zu produzieren (bzw. mit Profis zu arbeiten) und diesen gezielt in den sozialen Medien bekannt machen.
Das Helpful Content-Update
Kehren wir nun zum Hauptverursacher, dem Helpful Content-Update zurück und schauen uns diesen genauer an. Das Helpful Content-Update ist eine von Google erwartete Aktualisierung im System, um mit Drittanbieterinhalten auf Websites umzugehen. Es soll sicherstellen, dass Websites mit hochwertigen, nützlichen Inhalten belohnt werden und minderwertige Inhalte oder Content, der gegen die Richtlinien von Google verstößt, abgewertet wird.
Google hat verschiedene Möglichkeiten angekündigt, um dieses Update umzusetzen, etwa mithilfe vonEAT (Expertise, Authority, Trust) Signalauswertungen und einer besseren Erkennung von Drittanbieter-Content.
Dabei hat Google die Ziele dieser Aktualisierung für hilfreiche Inhalte klar kommuniziert. Im Wesentlichen sind diese drei Punkte:
1. AI-Inhalte werden nicht mehr grundsätzlich als schlecht angesehen
In den Google-Richtlinien wurde zuvor explizit darauf hingewiesen, dass guter Content von Menschen erstellt werden soll. Diese Einschränkung wurde nun aufgehoben.
Offenbar hat Google erkannt, dass der Kampf gegen AI-Inhalte nicht zu gewinnen ist, und konzentriert sich indessen auf die Qualität der Texte, unabhängig von ihrer Herkunft.
2. Vermietung von Subdomains oder Unterverzeichnissen
Die Vermietung von Teilen einer Webseite an Dritte, die dort eigene Inhalte auf einer Subdomain oder in einem Unterverzeichnis bereitstellen, ist keine neue Praxis. Google warnt jedoch erneut davor, da sich Signale auf der gesamten Domain negativ auf die anderen Inhalte auswirken können.
Ob dies die Vertriebsabteilungen der großen Verlage interessiert? Vielleicht werden sie jetzt hellhörig.
3. Aktualisierungsdatum nur bei größeren Änderungen anpassen
Das Unternehmen wünscht sich zudem, dass das Datum der letzten Aktualisierung der Inhalte nur dann geändert wird, wenn tatsächlich größere Änderungen vorgenommen wurden.
Google hat offenbar festgestellt, dass einige Website-Betreibende hauptsächlich das Aktualisierungsdatum austauschen, ohne weitere Änderungen vorzunehmen. Auch dieser Praktik soll ein Ende gesetzt werden.
Der Rückgang des Traffics und der Einfluss auf Websites und Onlineshops
Obwohl das Helpful-Content-Update noch nicht ausgerollt wurde, haben bereits einige Websites einen Rückgang ihres Traffics erlebt, insbesondere eben solche mit Drittanbieterinhalten.
Dies könnte daran liegen, dass Google jetzt schon vorbereitende Maßnahmen ergreift, um minderwertige Inhalte auszusortieren und hochwertigen Content zu belohnen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Websites und Onlineshops ihre Inhalte überprüfen und sicherstellen, dass sie den Richtlinien von Google entsprechen.
Während das Core Update im Jahr 2022 hinter den Erwartungen hinsichtlich der Auswirkungen auf so ein allgemeines Algorithmus-Update zurückblieb, sehen wir nun bei diesem Helpful Content Update zahlreiche signifikante Veränderungen in der Sichtbarkeit bei Google. Hier sind einige Beispiele:
Betroffene Domains, die bisher nicht anfällig für Algorithmus-Updates waren
Das Update betrifft auch Domains, die in den vergangenen Jahren bei anderen Updates nicht beeinflusst waren. Das ist eher selten der Fall: Oft sind Domains bei einer Reihe von Updates betroffen - sowohl positiv als auch negativ. Ein Sichtbarkeitsverlust von 77 Prozent noch vor der Halbzeit des Updates ist ein sehr deutliches Zeichen.
Quelle: sistrix
Domains, die sowohl vom Core Update als auch vom Helpful Content Update betroffen sind
Bei dieser Beispiel-Domain zu Haustierthemen ist deutlich zu sehen, dass Google innerhalb weniger Wochen doppelt zugeschlagen hat. Zuerst mit dem Core Update, das zu einem deutlichen Rückgang führte, und jetzt mit dem Helpful Content Update, das weitere Verluste verursachte. Von ehemals über 15 Sichtbarkeitspunkten sind nur noch 2 Punkte übrig.
Bisher erfolgreiche Modelle werden von Google gestoppt
Ein Beispiel einer Rezept-Domain zeigt, dass ein jahrelanger Aufwärtstrend in der Sichtbarkeit durch ein einziges Google Update gestoppt werden kann. Während die Sichtbarkeit dieser Domain in den letzten Jahren stetig gestiegen ist und zuletzt bei rund 12 Punkten lag, ist sie durch das Update um über 85 Prozentpunkte gesunken.
Zum aktuellen Zeitpunkt deutet alles darauf hin, dass das Helpful Content Update eine der größten Aktualisierungen von Google im Jahr 2023 ist.
Was sollten Websites und Onlineshops tun, um ihre SEO-Performance nicht zu beeinträchtigen?
Um Einbußen im Zuge des Helpful Content Updates in der SEO-Performance zu vermeiden, sollten Websites und Onlineshops einige Maßnahmen ergreifen:
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Qualitätskontrolle: Überprüfe deinen Content regelmäßig und stelle sicher, dass dieser hochwertig, relevant und nützlich für deine Zielgruppe ist. Hast du ein großes Content-Archiv, dann nutze die kommende Zeit, um es aufzuräumen. Aktualisiere veraltete Inhalte, ersetze sie durch Neues und Relevantes.
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Richtige Attribution: Wenn du Drittanbieterinhalte (Youtube etc.) verwendest, dann solltest sie ordnungsgemäß zitieren und verlinken, um die Autorität und Glaubwürdigkeit deiner Website zu wahren.
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Schaffe einzigartige Inhalte: Kreiere originelle und einzigartige Inhalte, die einen Mehrwert für die Nutzenden bieten. Es reicht nicht aus, lediglich ein paar von der Werkstudentin via KI erstellte Texte hochzuladen, wenn sie für deine Zielgruppe keinerlei Wert haben. Die Arbeit mit Content-Profis ist jetzt wichtiger denn je.
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Aufbau von Own-Content-Autorität: Konzentriere dich darauf, deine eigene Website zu stärken und als vertrauenswürdige Quelle für Informationen und Inhalte wahrgenommen zu werden. Dies kann durch den Aufbau von Backlinks, das Teilen von Fachwissen und das Erstellen von Content mit hoher Expertise erreicht werden.
Parasite SEO hinten anstellen
Das erwartete Helpful-Content-Update von Google hat bereits Auswirkungen auf den Traffic einiger Websites gehabt. Insbesondere Websites und Onlineshops mit Drittanbieterinhalten sind von einem Rückgang des Traffics betroffen.
Um die SEO-Performance nicht zu beeinträchtigen, sollten Websites und Onlineshops ihre Inhalte überprüfen, hochwertige und relevante Inhalte erstellen und sich darauf konzentrieren, ihre eigene Autorität und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Durch diese Maßnahmen können sie ihre Sichtbarkeit in den Suchmaschinenergebnissen verbessern und den Traffic aufrechterhalten oder erhöhen.
Inara Muradowa ist Shopify Partner, SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.
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